RAFNSU ist Titel der Arbeit von Andreas Mühe und zugleich Name der Ausstellung. Die Arbeit ist eine Auseinandersetzung mit dem Grauen und Horror des deutschen Terrorismus sowie dem Schrecken der Radikalisierung.
Gudrun Ensslins Vater hatte 1977 nach dem Tod der RAF-Terroristen Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Andreas Baader Totenmasken der drei anfertigen lassen. Der Vollzug dieses historisch eher Herrschern, Philosophen und großen Künstlern vorbehaltenen Brauchs befremdet fundamental. Die drei Totenmasken wurden Andreas Mühe zugespielt. Er hat diese Originalmasken fotografiert.
Anhand von Fotomaterial aus dem Internet und den RAF-Masken als Vorlage hat Mühe dann die Masken von Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in einer Bildhauerwerkstatt in der Nähe von London (die auch für Madame Tussauds die Figuren herstellt) fiktiv herstellen lassen und diese wiederum fotografiert. Alle Bilder wurden also analog hergestellt, keines wurde digital generiert. Auch die Babybetten sind Originale, die Andreas Mühe analog inszeniert und fotografiert hat. Sie stammen aus den 1940er- bzw. 1970er-Jahren, der Geburtszeit der RAF- sowie der NSU-Terroristen. Damit wird jeglicher Heldenkult im Ansatz untergraben. Im Mittelpunkt steht vielmehr eine anthropologische Konstante. Kein Terrorist wird als solcher geboren, alle sind sie Kinder ihrer Zeit. Einer Zeit, die von zwei Weltkriegen und deren Folgen geprägt war und bis heute ist. Das Zusammenspiel der Fotografien von Masken und Kinderbetten stellt die deutsche Geschichte in einen größeren Zusammenhang und wirft zudem existenzielle wie politisch relevante Fragestellungen zum eigenen Denken und der politischen Praxis in unserer Gegenwart auf.
Ludwig Koehne
26.07.- 31.10.2024
Montag - Freitag 8 bis 17 Uhr
Foyer des Technischen Entwicklungszentrums
Techne Sphere Leipzig
Niemeyerstraße 2-5
04179 Leipzig
technesphere.de