Caspar David Friedrich steht wie kein anderer Maler für die Romantik, seine Werke sind Ikonen einer Zeit größter gesellschaftlicher Umbrüche. Anlässlich seines 250. Geburtstags präsentiert die Hamburger Kunsthalle über 100 seiner Gemälde und Zeichnungen, darunter die bedeutendsten von ihm geschaffenen Werke. Die Ausstellung bietet das umfangreichste Panorama seiner Kunst seit vielen Jahren.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die thematisch ausgerichtete Friedrich-Retrospektive mit über 50 Gemälden, darunter zahlreiche ikonische Schlüsselwerke, und rund 90 Zeichnungen sowie ausgewählte Arbeiten seiner Künstlerfreunde. Zentrales Thema ist das neuartige Verhältnis von Mensch und Natur in Friedrichs Landschaftsdarstellungen. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte er damit wesentliche Impulse, um die Gattung der Landschaft zur »Kunst für eine neue Zeit« zu machen.
Die Ausstellung will ausgehend von der umfassenden Friedrich-Retrospektive zudem eine Brücke in die heutige Zeit schlagen. Anhand von ausgewählten zeitgenössischen künstlerische Positionen soll im zweiten Teil der Ausstellung gezeigt werden, welche Faszination von Friedrichs Bilderkosmos und Stimmungswelt ausgeht und wie vielfältig die Bezüge sind, die bis in unsere Zeit reichen.
Kurator: Dr. Markus Bertsch
Wie bereits in seiner Serie Obersalzberg empfindet Mühe in Neue Romantik Menschen als »Fremdkörper in der Landschaft, die sie okkupieren wollten«. Auch bei Friedrich sieht er keine Einheit von Mensch und Natur, sondern vielmehr die Sehnsucht danach. Seine Entblößung ist vor diesem Hintergrund eher als Verletzlichkeit des Menschen lesbar, zumal die Rückenfiguren im Verhältnis zur überwältigenden Natur relativ klein sind. Für Mühe stellt sich die grundsätzliche Frage, »ob der Mensch von der Erhabenheit der Natur und den Bergen etwas abbekommt«. Nicht zuletzt im Zeitalter des Anthropozäns schließt er allerdings eine Einheit von Mensch und Natur aus. In seiner »Verzweiflung« darüber, wie wir durch Verantwortungslosigkeit die Zukunft unseres Planeten verspielen, habe er sich »auch schon protzig und nackt in die Nähe des Kreidefelsens auf Rügen gestellt, eine Landschaft, die Caspar David Friedrich gehört«.
Text: Petra Bassen
hamburger-kunsthalle.de